Auf neuen Wegen in Nepal

1. Teil

 

Tamang Heritage-Trekking
Gosainkund - Laurebiniak - Nagarkot
Bandipur - Manakamana

 

 

 

 Tamang Dorf

 Tamang Kind

 Langtang - Sing Ghompa 

 Laurebiniak - Ganesh Himal

 

 Laurebiniak Pass - Langtang

 Helambu

 Tempelfeuer in Manakamana, Nepal

 Manuslu von Manakamana

 

 

 

Reisebericht 01.10. - 30.10.08

 

 

Vorwort

 

Ziel meiner diesjährigen Herbstreise war es, neue Wege möglichst abseits der Haupt-Trekkingrouten und -Straßen zu erkunden. Viele interessante Ziele liegen gar nicht so weit davon entfernt und bieten sich im Zuge einer Tour z.B. durch Langtang/Gosainkund, hervorragend zur Akklimatisierung oder als willkommene Unterbrechung auf der Strecke Kathmandu - Pokhara / Beshi Sahar an.

 

Dieser 1. Teil endet mit dem Tihar Fest. Im 2. Teil geht es dann ins weitgehend touristisch noch unbekannte Ganesh Himal.

 

 

© Klaus Töpfer

HIMATREK

Gelsenkirchen, Dezember 2008

www.himatrek.de
info@himatrek.de
 

01. Tag - 01.10.2008

 

Früh aufstehen! Puh, es ist lange her, bereits vor 5 Uhr in der Frühe aus den Federn zu müssen. Hat man sich doch an die freie Zeit seit einem Jahr gewöhnt, nicht mehr ins Büro zu müssen. Um 6:45 erreiche ich Essen. Ein paar Minuten später taucht Gregor im Gewirr der Baustelle des Hauptbahnhofes auf. Zum 4. Male starten wir zur gemeinsamen Reise nach Nepal. Gut zwei Stunden später rollen wir im Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens ein. Hier trennen sich erst einmal unsere Wege. Ursprünglich hatte ich geplant im September nach Tibet zu reisen, um die im Jahre 2006 wetterbedingt gescheiterte Umrundung des Kailash, die Kora, nachzuholen. Doch die Chinesen machten nicht nur mir, sondern auch einigen unserer Kunden, einen Strich durch die Rechnung. So bekam ich im März nur noch einen Platz mit GULF, während Gregor mit QATAR fliegt. Beide Airlines fliegen fast parallel. Gregor hat ca. 5 Stunden Aufenthalt in Doha, ich die gleiche in Bahrain. Wenn alles planmäßig verläuft, landet Gregor morgen früh in Kathmandu etwa 30 Minuten später als ich.

 

02. Tag - 02.10.2008

 

Das Himalaya zeigt sich beim Anflug auf Kathmandu in voller Würde. Man kennt sie ja: Dhaulagiri, Annapurna, Manaslu, ... . Drunten in den Tälern hängen noch einige Nebelbänke, so dass wir über Kathmandu mehrere Ehrenrunden drehen müssen, bevor der Airbus zur Landung ansetzt. Zügig bin ich durch die Einreisekontrollen. Hier im Flughafen sind Visa für 30 (40 USD) und 100 Tage (100 USD) erhältlich. Ich entscheide mich für das übliche Touristen-Visum und bezahle dafür 32 EUR. Die Verlängerung um 15 Tage werde ich in Kathmandu im Immigration Office beantragen.

 

Mein Gepäck lässt auf sich warten. Die zum bevorstehenden Dasein Fest aus den Emiraten heimkehrenden Nepali haben schwer eingekauft. So rollen zunächst nur große Kartons und unzählige Fernsehgeräte (Ausverkauf der Röhrengeräte?!) über das Gepäckband. Endlich ist da auch mein Koffer. Auf dem Weg zum Ausgang stoße ich geradewegs mit Gregor zusammen. Er hatte das große Glück, dass sein Gepäck mit als erstes auf dem Band lag.Govindas Familie

 

Nepal begrüßt uns mit herrlichem Sonnenschein und 30 °C. Vor dem Flughafen warten Govinda mit seiner Frau Radhika, den Töchtern Sheila und Sachi sowie Sohn Suraj. Ein herzliches Willkommen und dann geht es zum Hotel Manang, wo ich wieder eines meiner Wunschzimmer bekomme. Dieses mal die 501 statt der 401. Nach der erfrischenden Dusche ruft das Büro, wo mich auch Prasanta, Govindas Schwager und Harry, unser Büroboy erwarten. Am Nachmittag trifft Govinda 2 ein, mit dem Gregor und ich in 2 Tagen nach Syabru Beshi im Langtang Nationalpark aufbrechen werden.

 

03. Tag - 03.10.2008

 

Einer der typischen Office Tage. Endlich funktioniert mein Email Account und die Verbindung zum Internet. Bis zum angekündigten Stromausfall am Nachmittag, reicht die Zeit gerade noch, meinen Arbeitsplatz einzurichten. Wir fahren nach Bodnath. In gewohnter Weise umrunden wir die Stupa. Jedoch sind die beiden oberen Kora gesperrt. Der Grund sei, das Besucher, insbes. Nepali, zuviel Müll hinterlassen haben und dieser heilige Ort zum Picknick missbraucht wurde.

 

Stupa BodnathZu Hause ist in den mittlerweile weitgehend nepalisch/tibetisch eingerichteten Wohnzimmer noch ein Bild mit Alpenpflanzen zu ersetzen. Die orientierende Suche nach einem Tanka mit Mandala in etwas dezenteren Farben, so wie meine Frau Dorlis und ich es uns vorstellen, bleibt erfolglos. Schließlich erreicht die Sonne den Horizont und taucht den Sockel mit Buddhas Augen und den goldenen Pyramidenaufbau in ein glänzendes warmes Licht. Mit Einbruch der Dämmerung geht die Fahrt zurück nach Thamel. Dort kehren wir zum Abendessen in das Restaurant Mandap ein. Hier sind die Preise besonders drastisch gestiegen. Die Qualität ist in keiner Hinsicht besser, eher schlechter als in anderen Restaurants. Die Preisunterschiede sind gewaltig und betragen mancherorts das Doppelte. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet nach meinem Geschmack immer noch der Delima Garden, gefolgt vom Helena und dem Bamboo Garden

 

04. Tag - 04.10.2008

 

Die letzten Vorbereitungen sind für die morgen beginnende Trekking-Tour zu treffen. Die Karte mit dem „Tamang Heritage Trail“, nördlich von Syabru Beshi wird nochmals ausgiebig studiert. Govinda 2 wird Gregor und mich begleiten. Auch für ihn ist es Neuland. Deshalb hat Govinda 1 Dawa, einen Einheimischen, als Träger angeheuert, der somit die Führung übernehmen wird. Mit uns auf dem Weg nach Langtang werden noch Karen, betreut von Chabi, sowie Martin und Ina sein, die Dipendra guiden wird. In Syabru Beshi werden sich dann die Wege trennen. Unsere Kunden haben das Langtang Tal als erstes Ziel, während wir die Tamangs im Norden im Grenzgebiet zu Tibet besuchen werden.

 

Bus nach Dhunche05. Tag - 05.10.2008

 

 

Fahrten mit einem Überlandbus habe ich nun schon einige erlebt. Aber noch keine zur Zeit des Dasain Festes. In 4 Tagen ist der letzte und höchste der Feiertage, das Tika Puja. An diesem Tag treffen sich möglichst alle Familienangehörige. So ist ganz Nepal auf Achse. Bereits zum Bus am Buspark Machhapokhari schaffen es die Taxis nicht, vorzudringen. Die letzten 500 m werden halt mit geschultertem Gepäck entlang der Marktbuden und durch Gedränge zu Fuß zurückgelegt. Nachdem schließlich das Gepäck auf dem Dach sicher verstaut ist, wir uns auf die reservierten Plätze gezwängt haben, beginnt so langsam die Abfahrt. Gut eine halbe Stunde dauert es, bis der Fahrer den Bus aus dem Gedränge hinaus manövriert hat. Chabi, Dipendra und Govinda 2 müssen die nun folgende Fahrt stehend im engen Mittelgang überleben. auf dem DachDawa sitzt wohl mit zig weiteren Reisenden auf dem Dach. Ein kleiner Junge hat es sich auf meinem Fuß gemütlich gemacht und schläft angelehnt an meinem Bein ein. So rollen wir dahin. Aus den Lautsprechern dröhnt dazu Nepali Techno und Hipp Hopp, übertönt zumindest das Motorengeräusch und die Huperei. Endlich, Mittagspause in Trisuli.

 

Von hier sind es nur noch 48 km bis nach Dhunche. Nun windet sich eine Schotterpiste von 500 auf 2.000 m hinauf. Weitere Passagiere sind zugestiegen. Der Bus ist nun endgültig gerammelt voll. Trotz all geöffneter Fenster herrscht saunaähnliches Klima. Der Schweiß rinnt. Erst das einsetzende Gewitter bringt etwas Abkühlung, ebenso leert sich der Bus etwas. Dann hat die Schaukelei ein jähes Ende. Kurz vor Dhunche heißt es „Alle aussteigen“. Ein Erdrutsch blockiert die Straße. Also etwa 20 Minuten Fußmarsch durch Schlamm und Geröll bei mittlerweile Dauerregen und einbrechender Dunkelheit. Dort wartet bereits der Bus mit welchem es weiter geht. Nach etwa 12 Stunden (normalerweise sind es 7 - 8 Stunden) erreichen wir Dhunche. Für eine Weiterfahrt nach Syabru Beshi ist es zu spät. Auch sind wir todmüde und froh in der Annapurna Lodge ein gemütliches Quartier zu finden.

 

Sonnenaufgang Langtang06. Tag - 06.10.2008

 

Wolkenloser blauer Himmel. In der Morgensonne erstrahlen die Gipfel des Tibetan Range. Die gestrigen Strapazen sind vergessen und als Govinda 2 berichtet, dass er für uns einen Geländewagen organisiert hat: „Oh Happy day“. Mit 8 Personen Gregor, Karen, Ina und Martin, unseren 3 Guides und ich zwängen wir uns in den Wagen. Ziege auf dem DachDie beiden Porter steigen auf das Dach. Jedenfalls besser als im Bus, geschweige denn die Ziegen, die heute morgen auf das Dach des Überlandbusses gehievt wurden, um ihre letzte Reise als Opfer anlässlich des Dasain nach Kathmandu antreten.

 

Gut 1 ½ Stunden benötigen wir für die Strecke nach Syabru Beshi (1.490 m). Der steinige Karrenweg windet sich in unzähligen Serpentinen gut 500 m in das Tal des Bothe Koshi hinunter. Wie geplant trennen sich dort unsere Wege. Dawa, unser Träger, übernimmt die Führung. Recht steil geht es dann gleich bergauf. Gut 700 Höhenmeter schlängelt sich der Pfad durch Terrassenfelder auf welchen Hirse, Kleie, Raps und ... gedeihen. Bunte Blumen vervollständigen das farbenprächtige Bild. Nur die Gipfel des Langtang haben sich inzwischen hinter einem aufziehendem Wolkenband versteckt. Jedoch nicht die Sonne. Diese powert, damit wir gewaltig ins Schwitzen kommen. Nach etwa 2 ½ Stunden erreichen wir Rongga (2.187 m). Den guter Pott Tee und anschließend eine gute Rara-Nudelsuppe mit frischem Gemüse verfeinert, haben wir uns redlich verdient. Hier treffen wir die ersten Touristen, ein Paar aus Spanien, die sich auf dem Rückweg befinden.

 

 

Auf dem weiteren Höhenweg über Godam (2.436 m) bis nach Gatlang (2.220 m) sind wir allein unterwegs. Obwohl diese Strecke ein Fahrweg ist, begegnet uns kein Fahrzeug, treffen unterwegs lediglich ein paar Einheimische. Inzwischen sind dicke Wolken aufgezogen und es wird merklich kühler und windiger.Tamang Dorf

 

Malerisch schmiegt sich das Dorf Gatlang mit seinen ursprünglich belassenen Häusern an der Berghang inmitten unzähliger von den Einwohnern bewirtschafteten Terrassenfeldern. Tamang DorfDie soliden zweistöckigen Häuser mit Veranda sind mit Holzschindeln bedeckt, die Fassaden mit kunstvollen Schnitzereien, meist mit den 8 Glücksymbolen verziert. Die Tamang sind eine der in Nepal lebenden ethnischen Gruppen und stellen etwa 5 % der Bevölkerung. Sie sind tibeto-burmanischen Ursprungs und wie die meisten der Bergbewohner Buddhisten. Am unteren Ende des Dorfes befindet sich die gemeinschaftlich dem Dorf gehörende Herberge, auch Kulturzentrum, welche von einem jungen Lama bewirtschaftet wird. Stolz zeigt er mir am Abend seine Zertifikate, die er während seiner Ausbildung zum Gastwirt erworben hat.

 

Gerade haben wir es uns auf dem Balkon bequem gemacht und die mitgebrachten Gebetsfahnen aufgehängt, beginnt es zu regnen. Zum Glück haben wir ein Dach über den Kopf. Aber im Schlafraum tröpfelt es. Das Dach ist stellenweise undicht. Da hilft es nur noch Matratzen, Schlafsack und die übrigen Sachen an eine trockene Stelle stapelt und die Wassertropen per Schüssel und Eimer auffangen. Schließlich hat der Wettergott Erbarmen und beendet die Dusche.

 

Langtan Lirung07. Tag - 07.10.2008

 

Wieder begrüßt uns ein sonniger, wolkenloser Morgen. Stolz erhebt sich der Langtang Lirung. Schon während des Frühstücks ziehen die ersten Wolkenschleier vor sein gewaltiges Massiv. Heute haben wir genug Zeit und unternehmen einen ausgiebigen Spaziergang durch die Siedlung mit seinen freundlichen Einwohnern.

 

Entlang unzähliger alter steinernen Chörten und Manimauern führt der Weg durch FelderChörten gemütlich abwärts. Erst das letzte Stück hinunter zum Bamdang Kola ist etwas steiler. In Chilime (1.762 m) treffen wir rechtzeitig zur Teepause ein und flüchten vor der vom Firmament brennenden Sonne in den Gastraum der tibetischen Familie. Nach ein paar Tassen guten Tees und einigen Späßchen mit den Kindern müssen wir jedoch weiter.

 

Eine Hängebrücke führt über den Chilime Kola. Dort nehmen wir den in praller Sonne liegenden Hang, die erste Etappe nach Gongang (2.227 m), in Angriff. Die Wolken verdecken zwar die umliegenden Gipfel, scheuen aber davor zurück, die erbarmungslosen Sonnenstrahlen etwas zu reduzieren. Zumindest bietet ein Brunnen am Wegesrand eine nass-kühle Erfrischung und der von Govinda 2 mitgebrachte Regenschirm wird während der Pause zum Schattenspender.

 

Nach einer prächtigen Nudelsuppe in Gongang, heißt es die Kräfte für die weiteren 400 Höhenmeter nach Tatopani zu mobilisieren. TatopaniUnd siehe da, die Sonne hat endlich Mitleid mit uns und versteckt sich hinter dicken dunklen Wolken, die aber ein heftiges Gewitter androhen. Trocknen Fußes erreichen wir Tatopani. Wie der Name schon sagt (Tatopani = Heißes Wasser), entspringen auch hier wie im gleichnamigen Ort am Kali Ghandaki (Annapurna) direkt hinter unserer Lodge namens Langium Sherpa House, die warmen, schwefelhaltigen Quellen. Im gelbbraunen Wasser gönnen wir uns ein Gesundheitsbad. Drei große Becken stehen uns ganz allein zur Verfügung. Beobachtet von ein paar neugierigen Kindern, als wären wir vom fremden Planeten, genießen wir das Bad.

Tatopani Ganesh Himal08. Tag - 08.10.2008

 

Neben unserer Lodge rauscht das warme Wasser der „Badeanstalt“ vorbei. Dampf steigt in den morgendlichen Himmel. Dahinter hat die Sonne gerade einen Gebirgskamm des Ganesh Himal erfasst. Hinter diesem bleiben die Gipfel Ganesh I - VII leider verborgen. Durch dichten Wald führt der Anstieg, langsam ansteigend nach Brimdang (2.848 m). Angenehm ist es im Schatten zu Wandern, denn die Sonne wird vom Höhenrücken verdeckt. Ohne große Anstrengung erreichen wir eine kleine Siedlung. Nach der obligatorischen Teepause steigen wir den kurzen Weg zur Gompa auf. Zur richtigen Zeit am rechten Ort. Dort feiert man gerade heute den „Tag des Dorfes“ und die Bürger haben sich im kleinen Kloster versammelt. Prompt lädt man uns zu den Festlichkeiten ein. Ein guter Buttertee wird gereicht und wir müssen ins Kloster zu den hier Anwesenden folgen und Platz nehmen. Rakshi, der einheimische Schnaps wird eingeschenkt und die Leute beginnen uns ein Ständchen zu bringen. Eine unvergessliche Darbietung. Dem abwechselnden teilweise stimmgewaltigen Gesang zwischen Männern und Frauen werde ich immer in Erinnerung behalten. Gerne wären wir länger geblieben, aber wir müssen weiter. Zum Abschied hängt man uns den Katha um und wünscht Glück und Segen.

 

 

Zurück im mittlerweile grellen Sonnenlicht steigen wir nach Nagthali (3.165 m) hinauf. Erst tauchen wir wieder in schattige Wälder ein, dann geht es über herbstliche Sommerweiden weiter. Unser Ziel scheint hinter jeder nächsten Wegbiegung zu liegen. Schließlich sind die letzten 150 Höhenmeter bewältigt. Wie schon an den Tagen zuvor, verhindern dicke Wolken die Sicht auf das Panorama des Himalaya, hier auf das Langtang Himal. Hin und wieder reißt der böige Wind die Wolkenkette auseinander und gönnt zumindest einen kurzen Blick auf Langtang II und Langtang Lirung. Im Gastraum der Lodge treffen wir einen Touristen aus der Schweiz. Er berichtet, dass der Weg von Timure nach Rasuwaghadi (Grenzort zu Tibet) für Touristen gesperrt sei. Wir besitzen zwar das spezielle Permit, aber man weiß nie. Wie Govinda später in Thuman auf der Polizeistation erfährt, ist dieses Gebiet, wohl auf Druck Chinas, bis auf weiteres gesperrt worden. Angeblich haben amerikanische Tibetaktivisten in Rasuwaghadi eine "Free-Tibet" Aktion gestartet. Wann dieses Gebiet für Wanderer wieder frei gegeben wird, ist auch bis zu meiner Abreise aus Nepal Mitte November nicht zu klären.Thumang

 

Den Abstieg nach Thuman (2.338 m) schaffen wir leichter als erwartet. Zum Abendessen sitzen wir mit unseren Gastgebern beisammen. Die Hausherrin serviert für Gregor Kartoffeln mit Gemüse. Ich habe mich für Dhaal Bhaat entschieden. Die Linsen schmecken wie daheim, nur die Mettwurst fehlt. Wie gestern, vertreiben wir uns (Gregor, Govinda 2, Dawa und ich) die Zeit mit Romme auf nepalische Art. Im Laufe des Abends führen wir „Mau Mau“ in Nepal ein.

09. Tag - 09.10.2008

 

Dasein, der letzte Tag des Festes. Zum Tag der Familie begrüßt uns Govinda zum Frühstück mit den besten Wünschen und einigen Blüten. Auch unsere Gastgeberin verabschiedet sich auf herzlichste Weise. Doch Vorsicht, mit dem Krug wird der selbst gebrannte Rakshi ausgeschenkt.

 

Da eine weitere Wanderung nach Rasuwaghadi nicht möglich ist, hatten wir bereits gestern Abend entschieden, nach Syabru abzusteigen. An einen alten steinernen Chörten legen wir eine kurze Pause ein. Govinda und Dawa sind plötzlich verschwunden, erkunden die Umgebung. Sind wir auf dem richtigen Weg? Wie sich herausstellt hätte wir über Briddhim etwa 100 m oberhalb abzweigen müssen. Lange Rede, kurzer Sinn. Wir entscheiden, den kürzeren und direkten Weg hinunter nach Syabru Beshi zu nehmen.

 

Mal über steile Stufen, mal gemächlich durch Terrassenfelder, immer parallel zum Bhote Koshi, der tief drunten im Tal rauscht, führt der Weg bergab. In einigen zu durchquerenden Waldstückchen zirpen Millionen Grillen. Ein ohrenbetäubender Lärm. Ständig wechselt das Landschaftsbild. Vorbei an einsam gelegenen Bauernhöfen, beidseitig des Weges wiegen die reifen Ähren des Reis im Wind, erreichen wir den Talgrund. Der Bhote Koshi donnert durch die enge vor uns liegende Schlucht. Die ersten Häuser von Syabru sind schon zum Greifen nahe. Quasi am Abgrund vorbei, müssen wir über recht steile Treppenstufen in nepalischer Bauweise erst die enge Klamm überwinden, bevor wir im Hotel Sky gegen Mittag unser Zimmer beziehen können.

 

Eine wohltuende Dusche, ein gutes Essen, dann lassen wir die Seele baumeln. Eine wohlverdiente Pause sei uns gegönnt. Wir haben Zeit!

 

10. Tag - 10.10.2008

 

Drei Tage haben wir gespart. Also genießen wir einen Ruhetag im komfortablen Hotel Sky. Ärgerlich ist jedoch, dass bereits seit gestern kein Strom zur Verfügung steht, obwohl das Wasserkraftwerk am Ortseingang in Betrieb ist. Heute am Freitag nach den Feiertagen ist niemand da, der vielleicht die recht kleine Störung beheben könnte. Na ja, das ist halt Nepal. Keine Chance, die teilweisen leeren Akkus für die weitere Tour aufzulanden. Auch die Hotelbesitzer werden im Laufe des Nachmittags nervös. Schließlich begeben diese sich zum Kraftwerk und lassen dort die Akkus ihrer Telefone aufladen. So funktioniert zumindest die Kommunikation mit der Welt und wir erfahren vom tragischen Unglück in Lukla mit 12 Toten aus Deutschland. Wie ich später erfahre, hat bei uns daheim das Telefon nicht still gestanden.

 

Wegweiser in Langtang11. Tag - 11.10.2008

 

Kurz vor 8 Uhr brechen wir nach Syabru (2.210 m) auf. Ein recht moderater Aufstieg durch schattigen Wald entlang der Stromleitung, die noch immer nicht versorgt sind. Heute ist ja Samstag, der wöchentliche Ruhetag. Ob da wohl jemand Werkzeug in die Hand nehmen wird? Wir kehren schon vor Mittag in die Evening View Lodge ein. Welch eine Überraschung, Karen genießt mit Chabi hier bereits Dhaal Bhaat. Warum, wieso, weshalb? Eigentlich wären die beiden gemäß Programm zum Tserko Ri unterwegs. Doch Karen hatte in Kyanjing Gompa Probleme mit der Höhenanpassung. Die richtige Entscheidung war Abstieg und Anpassung des weiteren Tourverlaufes. So werden wir in den kommenden Tagen zeitweise gemeinsam unterwegs sein.

 

SyabruRückblick: Vor 10 Jahren war ich Anfang März hier. Neben dem Lama Hotel, in welchen wir übernachteten, gab es hier nur 3 weitere Lodges. Heute sind es einige mehr. Hinzu gekommen sind natürlich auch einige Läden und 2 Internet Cafes habe ich gefunden. Mangels Strom ist jedoch eine Verbindung zum Rest der Welt nicht möglich. Auch die „Deutsche Bäckerei“ in der wir uns gern Kaffee und Kuchen gegönnt hätten, ist nur Fassade, das Gebäude steht leer.

 

Direkt gegenüber unserer Lodge befindet sich eine kleine Gompa. Da heute der Lama zu Besuch ist, bietet sich die Möglichkeit, an der nachmittäglichen Puja teilzunehmen. Auf dem Boden machen wir es uns so gut wie möglich bequem (Beine falten!). Lauschen dem Gesang und Gemurmel der Mönche.

 

Das Abendessen wird hier nicht bei Kerzenschein, sondern unter einer grell leuchtenden Petroleum-Lampe serviert. Und Wunder gibt es immer wieder. Plötzlich flackern Glühbirnen und Neonleuchten auf. Das Gastzimmer erstrahlt im hellem Licht. Syabru wird mit Strom versorgt. Während wir schnellstens mit den verfügbaren Ladegeräten unsere Akkus aufladen, werden Fernseher und der DVD-Player in Betrieb genommen. Kurz darauf hockt die Familie vor der Glotze und erfreut sich einer Komödie aus Bollywood. Wir hingegen bleiben dem Kartenspiel „Mau Mau“ treu, dem sich Karen und Chabi anschließen.

 

Langtang Sonnenaufgang12. Tag - 12.10.2008

 

In der Frühe zeigt sich erstmals das Ganesh Himal. Das Langtang erwacht im Gegenlicht der aufgehenden Sonne. Bis zum Mittag erleben wir sogar einen Tag ohne Wolken mit strahlend blauen Himmel. Vor 10 Jahren stiegen wir, aus dem Langtang Tal zurück kommend, von hier direkt nach Laurebiniak (3.900 m) auf. Heute nehmen wir den Umweg über Sing Gompa. Zur Mittagszeit lädt die Sunset View Lodge (3.100 m) zum Imbiss ein. Gut eine Stunde weiter erreichen wir durch Wald im ständigen Auf und Ab schließlich die Lodge Red Panda nahe einer Käserein in Sing Gompa (3.250 m).

 

Sing Ghompa Sonnenuntergang Langtang

 

13. Tag - 13.10.2008

 

Hatte ich mir in Syabru nur einen ordentlichen Schnupfen eingefangen, so scheint es Gregor gestern ganz kräftig erwischt zu haben. Sein anfänglicher Husten hat sich zur Bronchitis mit Fieber entwickelt. Da hilft nur noch Antibiotika. Gregor wird die weitere Tour leider abbrechen müssen und tritt mit Govinda 2 den Rückweg nach Dhunche, von dort mit dem Bus nach Kathmandu an. In dieser Situation habe ich Glück im Unglück. Dawa, unser Träger, kennt dieses Gebiet bestens und spricht auch ein paar Brocken englisch. Es ist kein Problem, die geplante Tour mit ihm fortzusetzen. Zudem ist Chabi mit Karen zumindest bis Gosainkund und über den Laurebiniak Pass mit uns unterwegs. Möglicherweise treffen wir in Gosainkund noch auf Dipendra, der mit Ina und Martin direkt von Syabru herauf kommen könnte.

 

Auf geht’s, langsam in Langtang. Diese Worte unseres Langtang-Gosainkund-Treks im Jahre 1998, damals mit Govinda 1, der sich gerade selbstständig gemacht hatte und Prasanta als Träger, fallen mit wieder ein, als Dawa und ich gemächlich durch dichten Wald wandern. Hier im Schatten ist es recht kühl. Zur Teepause treffen wir in die mir wohl bekannten Langtang Lirung View Lodge in Cholangpati (3.584 m) ein. Hier mündet der direkte Aufstieg von Syabru, den wir 1998 nahmen. Inzwischen steht hier eine weitere Lodge. ... und dann gibt es noch ein Wiedersehen mit einem inzwischen 10-jähringen Jungen.

 

Den nun bekanntem Wege steigen wir in einer respektablen Zeit von gut einer Stunde nach Laurebiniak (3.900 m) hinauf. Im recht komfortablen Hotel Mont Rest beziehen wir Quartier. Vor 10 Jahren stand hier eine einfache Hütte, die noch nicht geöffnet hatte, so dass wir in der etwas höher gelegenen ABC Lodge übernachteten. Vor 6 Jahren wurde diese Lodge von einem neuen Eigentümer erworben und nennt sich jetzt GBC (Gosainkund Base Camp).

 

Im Laufe des Tages treffen einige Privat-Trekker und eine Gruppen ein. So ist der Gastraum gut belegt, insbes. die begehrten Plätze um den bullernden Ofen. Draußen ist es recht kalt und windig geworden. Den Abend vertreiben wir uns wieder mit Karten spielen. Doch bereits um 21 Uhr erlöscht das Licht. Hüttenruhe, hinein in den Schlafsack.

 

 

Laurebiniak - Ganesh Himal

14. Tag - 14.10.2008

 

Es war die bislang kälteste Nacht. Die Wasserleitungen zu den Toiletten und Waschbecken sind eingefroren. Dafür erleben wir einen einmaligen kristallklaren Sonnenaufgang. Im Osten der Langtang Lirung, im Norden die Gebirgskette des Tibetan Range, die sich gen Westen mit Ganesh Himal, Manaslu bis hinüber zum Annapurna fortsetzt. Die Gipfel im Westen werden von der aufgehenden Sonne in ein goldenes Licht getaucht. Ein unvergessliches Panorama, trotz kalter Finger, die später am Pott mit heißem Tee wieder auftauen. Zum Frühstück spendet der Ofen im Gastraum die nötigte Wärme.

 

Nach einer Stunde Aufstieg erreichen wir die kleine Stupa kurz vor dem Pass nach Gosainkund. Ein Band neuer Gebetsfahnen gesellt sich zu den bereits unzählig vorhandenen. Om Mani Padme Hum, Chabi und ich umrunden die Stupa, um unser Karma zu verbessern. Mit uns unterwegs ist Martin mit seiner Freundin Stefanie aus Bottrop, die wir gestern Abend in der Lodge mit ihrem Guide kennen gelernt hatten. Da sein Vater Schalke Fan ist, fragt er mich, ob ich ihm für ein Foto meinen Schalke-Schal ausleihen könne. Null problemo. Da Dawa mit meiner Trekkingtasche zugegen ist, zupfe ich noch schnell das Trikot heraus. Königblaues Foto-Shooting in 4.000 m Höhe.

 

Bis zu den heiligen Seen von Gosainkund ist es nun nicht mehr weit. Der neue, gut ausgebauter Weg (Vergleich zu 1998) verläuft relativ eben. Ein letzter kleiner Pass ist zu überwinden, von dem es dann hinunter zum größten See, dem Gosainkund geht. An seinem Ufer stehen inzwischen 4 Lodges; im Jahre 1998 war es nur eine. Wir ziehen ins Hotel Lake Site ein. Auch heute verderben Wolkenschwaden die Sicht auf die Umgebung und verdecken ebenso die Sonne, so dass ein Sonnenbad auf der Terrasse vor der Lodge nicht möglich ist. Zumindest unternehmen wir einen Spaziergang um den See. In seiner Mitte schaut eine Felsplatte aus dem Wasser. Hierbei soll es sich um den Kopf von Shiva handeln. Der Legende nach hat Shiva das Wasser mit seinem Dreizack aus den Felsen geschlagen, um seinen Durst zu stillen. Berauscht von Haschisch ist er schließlich eingeschlafen. Im August versammeln sich hier zum Vollmondfest Hunderte Pilger, um gemeinsam zu beten. Während der Umrundung des Sees findet Dawa einen toten Fuchs. Stolz zeigt er seine Trophäe und wird das wertvolle Fell und den Schwanz mit nach Hause bringen.

 

Dawa mit Fuchs

 

Zum Sonnenuntergang werfen wir noch einen Blick hinunter auf den tiefer gelegenen See, den Bhairabkund. Leichter Schneefall setzt ein und wir verdrücken uns schnellstens in das gemütlich warme Gastzimmer. Ich meine, dass heute der richtige Zeitpunkt und Ort ist, den von zu Hause mitgebrachten Schinken anzuschneiden. So wird der Schinken genüsslich beim gemeinsamen Abendessen verzehrt.

 

15. Tag - 15.10.2008

 

Auf die geplante Besteigung des Surja Peaks (5.145 m) haben wir schon gestern verzichtet. Von einer Gruppe, die die Tour im umgekehrten Verlauf, also von Kathmandu, angingen, erfuhren wir, dass auf den letzten 200 Höhenmetern zum Gipfel noch sehr viel Schnee liegt und nur 3 Teilnehmer den Gipfel erreichten. Zudem wird die zu dieser Jahreszeit recht ungewöhnlich starke Bewölkung eine Panorama Rundblick vom Gipfel verhindern. Frühzeitig machen wir, Karen, Chabi, Dawa und ich uns auf den Weg zum Laurebiniak Pass (4.610 m), denn der Weg bis Ghopte, ggf. bis Thadepati ist lang. Der Weg führt entlang kristallklarer Seen auf dessen grünblauen Oberflächen sich Wolken und Landschaft spiegeln. Vor 10 Jahren stapften wir durch tiefen Schnee und die Seen blieben unter einer dicken Eisdecke verborgen. Oben auf dem Pass bläst uns ein recht kalter Wind um die Ohren. Die Gebetsfahnen werden gehisst und die Fotos vom Höhepunkt geschossen.

 

Gosainkund

 

Nun folgt der lange nicht enden wollende Abstieg. Zunächst etwa 1000 m hinunter nach Phedi über meist lockeres Gestein, die von mir so geliebten „Rolling Stones“. Jeder Schritt und Tritt ist ein anderer und somit eine enorme Belastung für Knie und Beingelenke. Es ist verständlich, das einige Touristen als auch Trekking-Veranstalter den Aufstieg von Kathmandu über Chisapani, Khutumsang wählen, den ich persönlich landschaftlich recht langweilig finde. Karen ist beim Abstieg wesentlich schneller als ich. Sie wird mit Chabi versuchen, bis nach Thadepati zu gelangen. GhopteDawa wird mich noch bis nach Ghopte (3.430 m) bringen. Ohne seine Hilfe hätte ich es auch kaum geschafft, denn ab Phedi verläuft der weitere Weg im ständigen Auf- und Ab. Geschätzt sind es noch einmal gut 400 Höhenmeter hinauf und hinunter.

 

Als wir gegen 16 Uhr in Ghopte eintreffen, haben meine Beine die Ruhe wohl verdient. Auch für Martin und Stefanie ist hier Ende. Ebenso kehrt ein Paar aus Australien ein, deren Guide unverständlicher Weise immer weit voraus ist. Nach einem wohl verdienten Bier, einer perfekten Knie- und Oberschenkelmassage durch Dawa falle ich todmüde in die Koje.

 

16. Tag - 16.10.2008

 

Um 5:30 wache ich auf. 10 Stunden habe ich durchgeschlafen. Dank der gestrigen Massage haben sich Muskeln und Gelenke gut erholt. Gegen 7:30 brechen Dawa und ich auf. Michael und Stefanie sind bereits unterwegs. Die Australier starten später. Zuerst die Fortsetzung des gestrigen Auf und Ab, dann liegt Thadepati auf einer Anhöhe vor uns. Ich kann nicht mehr nachvollziehen, wie wir 1998 im tiefen Schnee überhaupt diesen Weg hinauf finden konnten. Jedenfalls bin ich damals einige Male bis zu den Oberschenkeln im Schnee eingebrochen.

 

Die Tasse Tee genieße ich zur morgendlichen Teatime in Thadepati und zum Lunch sind wir pünktlich in Mangengoth (3.220 m) angekommen. War das ein herrlicher Wanderweg durch Fichten- und Rhododendren-Wälder. Weicher Boden und keine nennenswerten Steigungen auf dieser Etappe. Ursprünglich war es geplant, die weniger gegangenen Route von Thadepati über Melamchigaon, Sermathang nach Melamchi zu nehmen und von dort nach Kathmandu zurück zu fahren. Da alle den kürzeren Standardweg zurück nehmen und ich (ohne Gregor) keine Lust habe, allein zu wandern, folgen Dawa und ich dem Weg nach Khutumsang. Unterwegs kommen uns einige Touristen, u.a. Gruppen aus Australien den USA, entgegen, die heute in Khutumsang aufgebrochen sind. Bis zum Namaste Hotel, gleich am Dorfeingang gelegen, geht es noch einmal steil bergab.

 

Hallo, namaste. Wen trifft man dort. Nur bekannte Gesichter: Karen, Chabi, Michael und Stefanie. Passend zur Zeit des Oktoberfests gibt es hier doch tatsächlich Bier der Brauerei Löwenbräu. On zapft ist’s. Es wird angestoßen, jedoch nicht zum Preis von 9 EUR/Maß sondern umgerechnet für 3 EUR, und die Gläser (Flaschen) sind voll  gefüllt.

 

In Khutumsang funktioniert auch wieder die Telefon-Verbindung nach Kathmandu. Gregor, Govinda und ich werden uns am Nachmittag des 18.10. in Nagarkot treffen. Die Betonstufen nach Sundarijal werde ich keinesfalls hinunter steigen, sondern mit Dawa nach Nagarkot, teilweise durch den Shivapuri Nationalpark, wandern.

 

17. Tag - 17.10.2008

 

Zeitgleich mit uns, bricht eine Gruppe von HAUSER in Richtung Laurebiniak/Gosainkund auf. Eine etwa 25-köpfige Gruppe macht sich wie wir auf den Weg nach Chisapani. Es besteht erst einmal keine Möglichkeit, sich von der Herde zu lösen. Kurz hinter Khutumsang geht es einige Höhenmeter etwas steil hinunter. Es wird richtig unangenehm ständig jemanden im Nacken zu haben, gleich einem Zwang: Nun mach schon, vorwärts! Alle vorbei zu lassen und abzuwarten führt auch nicht zum Erfolg. Einerseits kostet es Zeit bis der Letzte vorbei ist. Dann steht aber plötzlich die ganze Bande an einem Aussichtspunkt (Lohnender Blick auf das ganze Langtang) vor dir und du bist wieder mitten im Pulk. Als die Gruppe zur Teatime eine Lodge in Besitz nimmt, nehmen Dawa und ich die Chance wahr und sputen schnellstens weiter. Unsere jüngeren Mitwanderer haben es schon etwas eher geschafft, Reißaus zu nehmen.

 

Die Mittagszeit naht. Nach recht angenehmen Weg geht es nun im Zickzack hinunter nach Thankune. Wen trifft man dort? All die Ausreißer beim Schmaus. Von hier sind es noch etwa 2 Stunden bis nach Chisapani. Wir folgen Chabi, Karen & Co etwa eine halbe Stunde später. Noch einmal geht es etwas rutschig durch Wald und über Wiesen und Felder bergan. Ich vertraue Dawa, der mich wohl auf dem richtigen Weg nach Chisapani führen wird. Anders der Guide der beiden Australier, der in diesem nicht gerade übersichtlichen Gelände weit voraus läuft und irgendwo ist, nur nicht bei seinen Kunden.

 

... und dann bin ich zum 3. Mal in Chisapani. Nach 1998 war ich 2002 mit Dorlis während des Shivapuri Treks hier. Der Zeltplatz existiert nicht mehr. Ein neues Hotel wird dort gebaut. Heute Abend gilt es Abschied zu feiern. Da alle direkt über Sundarijal nach Kathmandu zurück kehren, werde ich morgen allein mit Dawa nach Nagarkot wandern.

18. Tag - 18.10.2008
 

Bevor ich den Shivapuri Nationalpark betreten darf, besorgt Chabi noch schell am naheliegendem Kontrollposten das Permit. Etwa 7 Stunden Gehzeit liegen vor uns. Auf dem Forstweg kommen wir zügig voran. Die im Sonnenschein liegenden Gipfel des Langtang sind unsere ständigen Begleiter. Dann kennt Dawa mal wieder eine Abkürzung und taucht mit mir in den dichten Dschungel ein. Auf schmalen Pfaden, die ich vom Hauptweg nie finden würde. Dahinter verbergen sich oftmals malerische Gewässer, Graslandschaften oder einfach gesagt, urwüchsige Vegetation. Vor 5 Jahren haben wir uns überwiegend an den Hauptwegen orientiert. Diese kleinen Geheimnisse sind halt nicht jedermann bekannt.

 

 

Nach 3 ½ Stunden verlassen wir den Nationalpark und kehren an einem mir sehr gut bekannten Ort zur Mittagspause ein. Hier stand doch unser Zelt, als wir von Nagarkot kamen. Dort gegenüber der kleine Hügel, wo wir die Wolkenformationen beim Sonnenuntergang mit Govinda beobachteten.

 

Auch auf der „Hauptstraße“, weiter nach Nagarkot kennt Dawa immer wieder eine Abkürzung. Durch Dörfer, vorbei an einzeln gelegenen Häuser, entlang der landestypischen Terrassenfelder erreichen wir auch die Siedlung mit der Schule. Dort wo 2002 unser Team auf uns wartete. Karma hatte mit seinen Küchenjungen bereits das Welcome-Menu vorbereitet.

 

Nagarkot. Gregor, Govinda sowie Annika und Jan, die unerwartet ihre Langtangtour wegen Krankheit abbrechen mussten, treffen gegen 17 Uhr ein. Leider ist im Top View Hotel die Hölle los. Gerade heute haben einige „Big Groups“ hier Quartier bezogen. So ist die Küche angeblich nur in der Lage, ein Buffett anbieten zu können. Abgesehen davon, dass wir jetzt schon Hunger verspüren und zum Abend (zu welcher Zeit auch immer) die große Schlacht am Buffett zu erwarten ist, flüchten wir in ein nahe gelegenes Hotel zum gemütlichen Abendessen.

 

19. Tag - 19.10.2008

 

Wir gönnen uns einen Ruhetag. Nach dem Frühstück unternehmen wir einen gemütlichen Rundgang durch das Dorf und den umliegenden Wald. Dabei haben wir eine sehr gute Fernsicht auf die Mountains. Das Management hat sich inzwischen für den gestrigen Abend entschuldigt. Heute ist es hier sehr ruhig. Zum Sonnenuntergang steigen wir zur Aussichtsplattform hinauf. Auch heute hängen seit dem Nachmittag, wie in den Tagen zuvor, Wolken vor den sonst in dieser Jahreszeit sichtbaren Massiven des Himalaya. Trotzdem ist die Plattform des gegenüber liegenden Hotels voll belegt. Mit riesigen Teleobjektiven schwer bewaffnet kämpft dort eine Gruppe Japaner um das beste Motiv.

 

20. Tag - 20.10.2008

 

Gemeinsam brechen wir zur Wanderung über Nala und Banepa nach Dhulikhel auf. Einen Weg, den Govinda und ich im Herbst 2006 probierten. Ist es Zufall? Jedenfalls wird wie vor 2 Jahren in/um Banepa gestreikt. Da wir keinesfalls die Straße nach Dhulikhel zu Fuß hinauf laufen möchten - damals hatten wir Glück, nur Busse und Taxen waren vom Streik betroffen und wir konnten bei einem Bauern mitfahren - suchen wir einen alternativen Weg. Hierzu heuert Govinda einen Mitarbeiter des Hotels an. An der entscheidenden Weggabelung weiß dieser jedoch nicht, wo es denn nun weiter geht. Es bleibt nur die Möglichkeit einen Einheimischen vom Ort anzusprechen. Na klar, der Bauer von Gegenüber kennt den Weg. Also, alle im Gänsemarsch hinterher. Nach Querung einiger Felder befinden wir uns nach einer halben Stunde auf glitschigem Pfad irgendwo im Wald. Wie, wo und wie lange soll es nun weiter gehen? Da diese Fragen unbeantwortet bleiben, beschließen wir den Rückzug auf den bekannten Hauptweg und dann schauen wir mal, wie wir von Banepa nach Dhulikhel kommen.

Wir erreichen Nala, eine alte Handelstadt, mit der zweiten in Nepal erbauten vierstufigen Pagode, die Bhagvati geweiht ist. Nach einer kurzen Pause stiefeln wir weiter nach Banepa. Dort unternimmt Govinda nun alles erdenklich Mögliche, um von hier nicht zu Fuß nach Dhulikhel laufen zu müssen. Da gibt es den einen oder anderen Bekannten oder Freund. Jetzt heißt es Geduld haben. In Nepal dauert vieles etwas länger. Sein Freund von der Rafting Agentur taucht mit dem Moped auf. Es folgt viel Gerede, bis ich mich hinten auf den Sitz schwinge und schon geht die Fahrt hinauf. Nach und nach folgenden die anderen. Govinda kommt als Letzter auf der Ladefläche einer Rikscha mit unserem Gepäck an (einer strampelt und lenkt, zwei schieben).

 

Heute ist das Dhulikhel Lodge Ressort nicht überbelegt. Wir beziehen die sehr komfortablen Zimmer und genießen den Abend am offenen Kamin. Da der Streik auch morgen fortgesetzt werden wird, organisiert Govinda unsere Abholung bereis um 5 Uhr, damit wir garantiert nach Kathmandu zurück kommen.

 

21./22. Tag - 20./21.10.2008

 

Wir sind zurück in Kathmandu. Während Gregor weiterhin im Hotel Manang untergebracht ist, habe ich auf Wunsch Govindas in das Hotel Vajra gewechselt. Dort durfte ich eines der Deluxe-Zimmer mit Balkon beziehen. Das Hotel, eine kleine Hotelanlage mit Garten und Dachterrasse, liegt etwas außerhalb, etwa auf der Strecke zwischen Thamel und Swyambunath. Zu Fuß benötigt man nach Thamel etwa 15 Minuten. Abends, bzw. bei Dunkelheit empfiehlt es sich, ein Taxi zu nehmen (100 Rupien/1 EUR). Wer also ruhiger wohnen möchte und auch mit ein paar Minuten Fußweg kein Problem hat, dem sei dieses Hotel als Alternative zum Manang oder Samsara sehr empfohlen.

 

23. Tag - 23.10.2008

 

Fast der ganze Tag verstreicht mit der Verlängerung meiner Aufenthaltgenehmigung. Mit Dawa fahre ich vom Büro zum Immigration Office, irgendwo in Richtung Patan gelegen. Den Zugang finden wahrscheinlich nur Einheimische. Nachdem das übliche Formular (Passbild beifügen) ausgefüllt ist, stehe ich nun vor der Kasse. Bezahlung in USD? Hier nehmen wir nur Rupien an! Da hab ich mir von Govinda extra USD-Noten geben lassen. Umgerechnet in Rupien zum aktuellen Kurs reicht mein Vermögen im Portmonee nicht. Was nun? Eine Bank oder einen Bankautomaten gibt es in der Nähe nicht. Also wird Karma als Geldbote vom Büro per Fahrrad losgeschickt. Die Zahlungsformalitäten sind nun erledigt, aber die Ausgabe/Rückgabe der Pässe erfolgt grundsätzlich erst am Nachmittag.

 

24. Tag - 24.10.2008

 

Beim Frühstück im Hotel Vajra treffe ich Karen, die heute Abend nach Hause fliegt. Am Nachmittag heißt es dann auch, sich von Gregor zu verabschieden. Er düst zwar erst morgen zurück, doch ich werde mit Harry zu einen 3-tägigen Ausflug mit 2 interessanten Sehenswürdigkeiten auf der Strecke Kathmandu - Pokhara starten.

 

Govinda & Harry25. Tag - 25.10.2008

 

Pünktlich um 6:30 Uhr ist Harry im Hotel. Ein kleines Frühstück und mit dem Taxi sind wir 10 Minuten später am Busbahnhof. Wer ist dort? Klar auch Govinda, um sich von uns zu eine gute Reise zu wünschen. Unsere Kunden Sabine und Ludger steigen ebenfalls ein. Sie fahren weiter bis nach Pokhara, um von dort den Dhaulagiri zu umrunden und den Tapa Peak zu besteigen. Beide hatte ich bereits vor ein paar Tagen im Büro zur Vorbesprechung der Tour kennen gelernt. Mit an Bord ist auch Karma, unser Chefkoch, der für das leibliche Wohl unserer Gäste sorgen wird.

 

Gegen Mittag steigen Harry und ich im kleinen Städtchen Dumre aus. Von hier führt eine 8 km lange Stichstraße hinauf nach Bandipur ein nette kleine newarische Ansiedlung. Eine Möglichkeit mit einem Jeep dort hin zu gelangen scheitert. Dessen hintere herunter geklappte Ladeklappe droht bereits durch das Gewicht der darauf stehenden Personen abzubrechen. So rumpeln wir wenig später mit dem lokalen Bus die engen Serpentinen hinauf. Dem kleinen Mädchen neben mir im Alter von 3 oder 4 Jahren wird durch das Schaukeln und dem Wippen auf der Hinterachse spei übel. Dies scheint für Eltern und Mitreisende nichts besonderes zu sein. Im richtigen Moment ist eine Plastiktüte zur Hand.

 

Im Mountain Ressort angekommen, ist erst mal kein Zimmer frei. Warum später dann doch, will und werde ich nicht verstehen. Ich weiß nur, dass Govinda da etwas gemanagt hat. Die zwischenzeitliche Unterbringung in einem Hotel war nicht übel, zumal die Ortsmitte Bandipurs mit seinen urgemütlichen Cafes und Restaurants nur ein paar Schritte entfernt waren. Der Ort, früher ein bedeutendes Handelszentrum hat seine Ursprünglichkeit bewahrt. Die Newar siedelten sich hier im 17. Jahrhundert am Kreuzungspunkt der alten Handelswege von Indien nach Tibet und von Kathmandu nach Jumla an. Wir starten zu einen kleinen Rundgang, der uns u.a. zum zentralen Bindyabashini Tempel bis hinunter zum alten Waschplatz Tindhara (Drei Wasserhähne) führt.

 

 

Erfreulich ist es, das heute am Nachmittag die Wolken aufreißen. So lassen sich die Gipfel des Manaslu und schließlich auch die des Lamjung Himals blicken. So lohnt es sich, die etwa 300 m zu einer Anhöhe aufzusteigen, an dessen Ende sich ein kleiner Shiva-Tempel Mukundeswari befindet. Von hier oben hat man nicht nur einen wunderbaren Ausblick auf die Berge, sondern ebenso auf das malerische Bandipur. Der Untergang der Sonne bewirkt ein unbeschreibliches lichternes Farbenspiel in der gewaltigen Wand des Himalaya. Von hell orange nach dunkel rot verlaufen die Farben. Schließlich wird der Tag vom blassen hellgrau zur Schwärze der Nacht ausgeblendet. Die letzten Konturen sind verschwunden. Über uns leuchtet der Sternenhimmel.

 

Sonnenaufgang Bandipur26. Tag - 26.10.2008

 

Das Himalaya grüßt mit einem zauberhaften Sonnenaufgang. All das, was in den zurückliegenden Tagen die Wolken meist verhindert haben, kann ich hier nun erleben. Nach einen morgendlichen Spaziergang durch Bandipur bringt uns der Bus hinunter nach Dumre. Von dort geht es weiter bis kurz hinter Mugling. Hier vertrauen wir uns der einzigen Kabinenseilbahn in Nepal an. Seilbahn Manakamana Es ist Sonntag und so herrscht Hochbetrieb. Der Tempel von Manakamana, ein sehr populäres Pilgerziel, hauptsächlich auch für indische Touristen. Dieser ist der hinduistischen Göttin Bhagvati gewidmet. Bhagvati wird die Kraft zugesprochen, dass sie alle Wünsche erfüllt. Jeder fromme Hindu nimmt sich vor, mindestens einmal in seinem Leben hierher zu kommen. So ist es seine Pflicht dort nicht nur zu beten, sondern je nach Glaubensrichtung auch ein Blutopfer zu erbringen. Entweder hat man das Federvieh bereits im Gepäck oder erwirbt die Vierbeiner an der Talstation, spätestens an der Bergstation.

 

Harry und ich reihen uns in die Schlange der Wartenden ein. In der modernen Gondel, die Anlage wurde von einer österreichischen Firmen gebaut, geht die Fahrt auf etwa 1.600 m hinauf. Hier erleben wir Touristenrummel hinduistischer Art. Eigentlich wie bei uns in bekannten Ausflugsorten. Auch hier reihen sich Souvenirstand an Souvenirstand, Kitsch an Kitsch von billigem Plastik bis zum geschnitzten Hirschkopf. Natürlich sind die Bilder aller hinduistischen Gottheiten, zumindest die Wichtigsten, wie Shiva, Ganesh, Krishna, Laxmi etc. nicht zu übersehen. Alles schön grellbunt. Zum Heiligtum windet sich der Weg treppauf. Da kommen uns Annika und Jan entgegen, die auf der Rückfahrt von Pokhara hier Station gemacht haben und gleich weiter nach Kathmandu fahren werden. Das waren auch schon die einzigen ausländischen Touristen, die wir hier antreffen. Dies erklärt, dass das mit einem großen Hinweisschild beworbene Manakamana Ressort, aufgrund Mangel an internationalen Touristen, bereits kurz nach seiner Eröffnung von 5 Jahren wieder geschlossen wurde. Auch im Ort sind 2 weitere Hotels stillgelegt. Manakamana wird fast ausschließlich von Tagesausflüglern besucht. Am Nachmittag leert sich der Ort. Die Restaurants schließen. Es kehrt Ruhe ein. Harry und ich sitzen am Abend allein auf der Dachterrasse des Hotels. Vorher hatte Bhagvati wohl meinen Wunsch nach einem weiteren schönen Sonnenuntergang wie gestern erhört.

 

27. Tag - 27.10.2008

 

Um 6 Uhr ist es noch nebelig. Ich bleibe noch eine Stunde im Bett während Harry zum morgendlichen Gebet zum Tempel aufbricht. Heute ist der 2. Tag des 5-tägigen Tihar-Festes. Waren es gestern die Krähen, so sind es heute die Hunde, die geehrt werden. Oft nur als Straßenköter geduldet streunen diese heute mit Tikar und teilweise mit Blumenband um den Hals herum und wundern sich.

 

Mit einem Mikro Bus sind wir gegen 14 Uhr zurück in Kathmandu. Zum Abendessen treffen ich mich mit Annika und Jan im Delima Garden. Leider wird eine Unterhaltung auch hier schon schwierig. Die Feiertage haben begonnen. An fast jeder Ecke in Thamel wummert eine Disko oder Live Band. Techno mixt sich mit Beat und sonstigen Stilrichtungen der Popmusik. Abgerundet wird das ganze dann noch mit etwas Folklore. Hinzu kommt das Verkehrschaos in den engen Gassen Thamels, verursacht durch unzählige jugendliche Mopedfahrer, die sich hupend mit oder gegen den Verkehr drängen. An Wochenenden und zu Feiertagen wird ab etwa 19 Uhr der Aufenthalt hier unerträglich

Tihar

 

bis zum 30. Tag - 30.10.2008 - Tihar/Lichterfest

 

Man spürt, wie die Stimmung im Lande zum Höhepunkt des Tihar steigt. Die letzten Einkäufe müssen getätigt werden. So zieht auch Govinda mit Radhika los. Ich bin allein im Büro. Tags darauf, wird die Glücksgöttin Laxmi ins Haus gebeten. Vor den Türen werden Kerzen entzündet. Es folgt das Newar New Year. Feststimmung, Kinder ziehen durch die Straßen und sammeln Geld. Im Hof meines Hotels Vajra und vieler anderer wird noch bis spät in die Abendstunden hinein getanzt und gesungen. Am 5. Tag sind alle Familienmitglieder im Hause Govindas versammelt. Die Feierlichkeiten nehmen ihren Lauf. Dem 5- oder 7-farbigen Tikar auf die Stirn eines Jeden folgt das Festessen und anschließen wird gefeiert. Eine gute Gelegenheit für die anwesenden Kinder, die in der Schule gelernten Tänze aufzuführen.

 

Hier schließe ich den ersten Teil meiner Herbstreise.

Vorgestern haben wir Petra aus Hamburg vom Flughafen abgeholt. Während Govindas Besuch im Sommer dieses Jahres,
hat sie sich entscheiden, die Tour
mit uns in das Ganesh Himal zu wagen.