NEPAL
Erkundungstour in den fernen Westen Nepals

Jumla - Rara See
Bardia Nationalpark

 

Flug nach Jumla, Nepal Trekking zum Rara See, Jumla, Nepal Kinder - Tihar Fest
Rara See, Jumla, Nepal
Bardia Nationalpark, Nepal

Reisebericht 01.11. – 24.11.07

© Klaus Töpfer
HIMATREK

Gelsenkirchen, Januar 2008

www.himatrek.de
info@himatrek.de
 

1. Tag - 01.11.2007

Unser dritter Mann, Daniel aus der Schweiz, ist pünktlich aus Lukla eingetroffen. Wir lernen uns im Büro kennen, und nach getaner Arbeit verbringen wir den Abend mit Gregor aus Essen und Govinda, der die Tour organisiert hat, im Delima Garden. Dort erläutert uns Govinda den Verlauf der geplanten Trekking-Tour von Jumla zum größten See Nepals, dem Rara See in 3.000 m Höhe. Dieses während der Konflikte mit den Maoisten in den zurückliegenden Jahren kaum von Touristen besuchte Gebiet, hat Govinda bereits im Frühsommer durchwandert, um die Route zu checken. Gemeinsam beschließen wir, den Besuch des Bardia Nationalparks an das Ende unserer Tour zu verlegen und auf den Besuch von Lumbini, Buddhas Geburtsort, zu verzichten. In 4 Tagen, am 05.11., werden wir zur ersten Etappe starten und von Kathmandu nach Nepalgunj, ca. 400 km westlich von Kathmandu, fliegen.

Übrigens, das Hotel Manang in Thamel ist zu einem beträchtlichen Teil mit unseren Kunden belegt. Gregor ist im Zimmer 401 untergebracht, welches ich vor 2 ½ Wochen belegte. Ich wohne nun in der 5. Etage.
 

2. Tag - 02.11.2007

Die vor meiner Abreise nach Bhutan bestellten tibetischen Möbel sind noch nicht fertig. Diese werden z.Z. handbemalt. Somit können wir den Versand per Cargo noch nicht vorbereiten, da uns hierzu das Gewicht als auch die genauen Maße für die Transportkisten fehlen. Diese Aktion verschieben wir auf die Zeit nach unserer Trekking-Tour. Zumindest kann ich eine neue Lesebrille für die in Bhutan verloren gegangene bestellen, nachdem ein Augenarzt meine Sehstärke vermessen hat und somit die Gläser „up to date“ sind.

Jetzt warte ich noch auf die angeforderten Informationen über Maße und Konfektionsgrößen der Familie daheim, insbesondere meiner Enkel Lara und Nick. Bevor wir nach Nepalgunj aufbrechen, bleiben nur noch 2 Tage, um die notwendigen Einkäufe zu tätigen.
 

3. Tag - 03.11.2007

Wo ist die Lücke? Ja wo? Meine Tochter Tanja hat mit ihrer Mutter Dorlis das ganze Büro durchmessen, um die Möbeleinkäufe noch mit einer buddhistischen Meditationsecke vervollständigen zu können. Aber man findet keine Lücke! Bevor ich mich mit der zugeschickten Größentabelle meiner Lieben daheim in den Kaufrausch stürzen werde, versuche ich die gegebenen Räumlichkeiten im Arbeitszimmer noch einmal zu präzisieren.

Inzwischen sitze ich auf der Terrasse der Bäckerei unweit des Kathmandu Guesthouse und habe mich mit einem Sandwich gestärkt. Die erste Etappe der Einkäufe ist erfolgreich abgeschlossen und den Rest schaffe ich dann noch am Nachmittag. Nepalische Blusen und Hosen für die Damen, für die Enkelkinder ein Anzug und ein Kleid. Für Sohn und Schwiegersohn bleibt es beim obligatorischen T-Shirt.

Am Abend treffen Prasanta und ich uns mit Achim, dem weltumreisenden Fotografen, der nach seiner Tour durch Nepal in 2 Tagen in Bhutan erwartet wird. Beim gemeinsamen Abendessen entwickelt sich ein äußerst interessanter Erfahrungsaustausch über den Vorteil von Individualreisen.
 

4. Tag - 04.11.2007

Im HIMATREK-Hauptquartier sind Govinda und Prasanta emsig mit den letzten Vorbereitungen unseres Treks zum Rara-See beschäftigt. Zelt- und Küchenausrüstung, sowie viele kleine Dinge müssen zusammengestellt und gepackt werden. Auch ist der Proviant für uns, unser Team und die vor Ort in Jumla anzuwerbenden Träger zu beschaffen. Diese Verantwortung übernimmt Karma, der beste Koch Nepals. Er wird bereits heute Abend mit seinen Brüdern Kancha, Gela und Sonam den Nachtbus nach Nepalgunj nehmen und morgen bei unserer Ankunft mit dem gesamten Equipment vor Ort sein.

Ich reiße am frühen sonntäglichen Morgen Dorlis aus ihren Träumen. Es muss so gegen 6 Uhr gewesen sein, um mit ihr die angeblich nicht vorhandene Schranklücke zu klären. Verständlich, zuerst erhalte ich einen gewaltigen Rüffel, wie ich denn mitten in der Nacht anrufen könne. Schließlich lasse ich mich überzeugen, dass es tatsächlich keine Lücke zwischen den Schränken und der Wand gibt. Nun denn, irren ist menschlich. Jedenfalls kann ich heute den Einkauf des tibetischen Teppichs, passend zur bestellten Einrichtung, in Angriff nehmen. Der beste Ort hierfür ist die südlich von Patan gelegene Teppichmanufaktur. Das tibetische Handwerkzentrum erreiche ich mit dem Taxi gerade zur Mittagspause. Ich lasse mich daher zum Königplatz von Patan bringen, kehre dort in eines der Terrassenrestaurants ein, genieße vegetarische Pakora, den Blick über den Dhurbar Square und das unermüdliche Mantra „Om Mani Padme Hum“. Die CD scheint wie die guten alten Schallplatten einen Sprung zu haben und startet an einer Stelle ständig von vorne, bis jemand eine andere CD einlegt.Wie lange war ich eigentlich nicht mehr in Patan? Es könnte 4 Jahre her sein. Dieser Platz ist beschaulicher und insbesondere ruhiger als in Kathmandu. Nicht so viel Touristenrummel, und somit keine aufdringlichen Straßenhändler und „Weihnachtsmänner“, die als Saddhus verkleideten Almosenjäger.

Zum zweiten Mal im tibetischen Camp, beginnt die Suche nach einen vom Design und Größe passenden Teppich und einem Wandbehang. Ich werde fündig und hoffe, dass Dorlis mir verzeihen wird, dass ich den Bestand der Teppiche in unserer Wohnung erhöhen werde. Wieder zurück in Thamel, decke ich mich im Supermarkt noch mit ein paar Spezialitäten (Schokolade, Nüsse, Kukri Rum, etc.) für unser Trekking ein. Den Tag lasse ich heute mal ganz allein im „Rum Doodle“ mit einem Glas Rotwein ausklingen.

5. Tag - 05.11.2007

Es ist normal, dass Inlandflüge in Nepal nie pünktlich sind. Mit nur einer Stunde Verspätung starten wir mit Buddha Air nach Nepalgunj. Knapp unterhalb des dunkelblau strahlenden Nirwana ist uns ein phantastischer Flug über den Wolken gegönnt. Ghanesh Himal, Manaslu, Lamjung, Annapurna und Dhaulagiri ziehen an uns vorbei, bevor wir im Terai nahe der Grenze zu Indien, etwa. 400 km Luftlinie westlich von Kathmandu, aufsetzen. Hier empfängt uns die nachmittägliche Hitze mit 38 °C, die zum Glück etwas erträglicher wird, als wir uns mit zwei Rikschas ins Zentrum von Nepalgunj fahren lassen.

 

Nepalgunj hat mit seinen rund 60.000 Einwohnern unter dem diesjährigen Monsun, der besonders heftig ausfiel, stark gelitten. Große Teile der Stadt waren überflutet. Die Altstadt ist geprägt durch indischen als auch islamischen Charakter. Hier gibt es einige Moscheen und manchmal leider auch Konflikte zwischen Moslems und den anders Gläubigen, was in Nepal eigentlich völlig unbekannt ist. Auf den Basarstraßen herrscht buntes, geschäftiges Treiben im Hinblick auf das bevorstehende Tihar Fest. Wir scheinen die einzigen Touristen zu sein. Die Leute sind freundlich. Hier nerven keine Straßenhändler und in den Straßen gibt es keinen Autoverkehr. Wir besuchen den Shiva-Tempel und spazieren bis zum Einbruch der Dunkelheit entlang der Basare, wo alle Dinge des Lebens feilgeboten werden.

Zurück zum außerhalb, an der Durchgangstasse gelegenem Hotel Sneha, ruhig in einem kleinen Park gelegen, lassen wir uns mit der Pferdekutsche fahren. 

6. Tag - 06.11.2007

Unser Flugzeug von Sita Air soll um 10 Uhr nach Jumla starten. Da wir nach dem Frühstück noch etwas Zeit haben, bummeln wir entlang der „Autobahn“ und erleben den Berufsverkehr. Die Straße wird beherrscht von Fahrrädern, Rikschas, Pferde- und Ochsenkarren. Nur vereinzelt kommt ein Kleinbus oder LKW vorbei. Pünktlich treffen wir zum Check-in ein. Unser Küchenteam mit Karma, die bereits gestern mit der gesamten Ausrüstung (Küche, Zelte, Tisch, Stühle und sonstige notwendige Dinge) mit dem Bus aus Kathmandu eingetroffen sind, ist bereits anwesend. Einige kg als zusätzliches Cargo müssen für den Flug aufgegeben werden.

Inzwischen steht fest, dass der Abflug nach Jumla jenseits der gewöhnlichen Verspätungen liegen wird. Voraussichtlicher Abflug um 13 Uhr. So müssen wir in diesem kleinen, ungemütlichen und nicht gerade sauberen Flughafen ausharren. Um 13 Uhr landet dann auch eine Maschine der Sita Air. Wie sich herausstellt ist diese völlig überbucht. Nur den ununterbrochenen Aktivitäten Govindas u.a. mit ständigen Telefonaten zum Büro der Seti in Kathmandu haben wir es wohl zu verdanken, dass wir schließlich gegen 15 Uhr gen Jumla abheben können. Bitte fragt mich nicht wieso, warum, weshalb. Muss ich es wissen? Nein, weil ich die Gründe doch nie verstehen werde. Wichtig ist allein, die gesamte Ausrüstung ist verstaut, nachdem ein paar Sitze im Flugzeug entfernt wurden. Über unsere Zelte und Proviant (3 Tabletts mit frischen Eiern sind auf Karmas Schoß sicher verstaut) steigen wir zu unseren Plätzen. Dann dröhnen die Motoren auf, wir heben ab und nach 30 Minuten liegt der Flughafen von Jumla unter uns. In einer engen Kehre drückt der Pilot die Maschine runter und kurz darauf setzen wir auf der Landepiste auf.

Es ist zu spät, um heute noch aufzubrechen. Die Zelte werden unweit des Flughafens aufgebaut Schon sind wir von Einheimischen und neugierigen Kindern umringt. Govinda leistet erste Hilfe, versorgt die Wunde an einer Hand. Fernab der Zentren ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung katastrophal. Es fehlt an Krankenstationen und ausgebildetem Sanitätspersonal (es müssen ja nicht immer gleich Ärzte sein) und was auch noch sehr wichtig ist: Aufklärung der Bevölkerung über Hygiene. Wie wir während des bevorstehenden Treks erleben werden, sind die meisten Erkrankungen Infektionen, überwiegend hervorgerufen durch Verletzungen und den Rauch in den Küchen ohne Abzug insbesondere die Augen und Bronchien betreffend.
 

7. Tag - 07.11.2007

Früh um 6 Uhr weckt uns das Rauschen des Kerosinkochers. Kurz darauf kniet Kancha im Zelteingang und überreicht den frisch aufgebrühten „Good Morning Tea“. Kancha wird in den kommenden Tagen als Assistent von Govinda für die gesamte Logistik verantwortlich sein. Anschließend werden wir aus Karmas Küche bestens zum Frühstück verpflegt.

 

Obwohl alle Dinge schnell gepackt sind, verzögert sich der Aufbruch unserer kleinen Expedition. Zum Tihar-Fest sind die meisten Leute zu ihren Familien in die umliegenden Dörfer zurückgekehrt. Schon gestern hatte Govinda sich vergeblich bemüht, ein paar Träger anzuheuern. Nach zähen Verhandlungen haben wir schließlich 2 Muli-Männer mit 5 Mulis und einen Träger unter Vertrag, der auch in der Küche helfen wird. Neben uns, Daniel, Gregor und mich, besteht unser Team nun aus Govinda als Guide, Kancha als Assistent, Karma mit 3 Küchenhelfern und den 2 Pferde-Männern, also insgesamt 8 Personen plus 5 Mulis.

Kurz nach 8 Uhr brechen wir auf. Die Mulis sind noch zu beladen und werden unter Aufsicht von Kancha folgen. Gut eine Stunde dauert es, bis wir das recht weitläufige Jumla verlassen und durch ein malerisches Tal langsam aufsteigen. Dann geht es steiler auf einen Sattel auf 3.000 m hinauf, wo die Küche bereits zum Lunch einlädt. Karma hat mit seinen Mannen ein umfassendes mehrgängiges Menü herbei gezaubert. Es ist einfach zu viel und es bedarf noch ein paar Tage, um ihn davon zu überzeugen, dass zu Mittag eine gute Suppe für uns ausreichend ist. Nach diesem zu gut gemeinten „Speis und Trank“ wird man zwangsläufig träge und die Zeit dümpelt dahin. Die Mulis sind inzwischen eingetroffen und bereits weiter gezogen, als wir uns endlich zur zweiten Etappe aufraffen. Wären wir gestern in Jumla pünktlich angekommen, so hätten wir an diesem Platz unserer Nachtlager aufgeschlagen.

Aufwärts geht es und das recht steil. Der 3.650 m hohe Danphe Lagna Pass will erobert werden. Tritt für Tritt, Meter um Meter. Hinter jeder Biegung oder jedem Sattel erwartet man den Pass. Der Weg scheint kein Ende nehmen zu wollen. Ich selbst bin ich froh, dass ich durch die Touren in Ladakh und Bhutan gut trainiert und akklimatisiert bin. Hart ist diese Etappe für Gregor. Es ist sein erster Trekking-Tag. Am späten Nachmittag sind 1.300 m Aufstieg bewältigt. Unter bunten, flatternden Gebetsfahnen einmal kräftig durchatmen, dann geht es auf bequemen Weg zu einer Pferdestation auf 3.500 m hinunter. Hier gibt es brauchbares Wasser. Eine Grundvoraussetzung, um ein Lager einrichten zu können. Unterwegs gab es keine Möglichkeit zu übernachten, es sei denn, man hätte zusätzlich 5 Träger, die ausschließlich Wasser für Mensch und Tier tragen.

Während die Zelte aufgebaut werden, begebe ich mich zur gegenüber liegenden Pferdestation, bestehend aus 4 Hütten bzw. Lagerräumen. Die Mulis grasen auf den umliegenden jetzt im Herbst braunen Weideflächen. Von den Einwohnern und reisenden Einheimischen werde ich zunächst etwas zurückhaltend aber freundlich als Fremder begrüßt. Der Bann ist gebrochen, als ich das kleine Album mit Bildern meiner Familie, Frau, Kinder und Enkel zeige. Das ist einfach, denn man wird mich sicherlich als Opa einschätzen. Fotos mit meiner Digitalkamera folgen und alle haben ihre Freude, sich auf dem Display wieder zu finden.

In dieser Höhe wird nach Sonnenuntergang rasch die Frostgrenze erreicht. Auf den Zelten hat sich eine dünne Eisschicht gebildet. Über uns glitzert das klare Firmament des Sternenhimmels, wie ein schützendes Dach. Am Lagerfeuer wärmen wir uns noch etwas auf, und im Zelt vertreibt die Wärmeflasche die Kälte aus dem Schlafsack. Diese Wärmequelle im Nacken, etwas Musik aus dem MP3-Player, und man schlummert wohlig ein. In der Nacht lege ich die leicht abgekühlte Wärmeflache unter die Füße. Irgendwann sind meine Füße eiskalt und nass. Was ist passiert? Die Flasche ist ausgelaufen, also immer darauf achten, dass diese richtig fest verschlossen ist.

8. Tag - 08.11.2007

Der im Fußbereich nasse Schlafsack liegt bereits zum Trocknen in den ersten Sonnenstrahlen. Frühstück im Freien. Handschuhe und Pudelmütze sind nötig. Kein Problem, um die leckeren Pfannkuchen zu verspeisen und mit „Nepali Tea“ (Milchtee) die Kälte aus dem Körper zu vertreiben. Doch wo sind 3 unserer 5 Mulis geblieben? Haben sie das Weite gesucht? Govinda beruhigt uns, dass die beiden Muli-Männer bereits auf Suche gegangen sind. Auch dies scheint in Nepal und hier in der Wildnis nichts Außergewöhnliches zu sein, denn nach einer Stunde treiben sie die Ausreißer zurück ins Camp.

Nach 1.300 m Aufstieg stehen uns heute erst einmal 800 m Abstieg bevor. Erst gemächlich, dann steiler werdend führt der staubige, stellenweise etwas rutschige Weg durch Fichten- und Birkenwälder hinab. Hin und wieder säumt ein einsam gelegenes Bauernhaus den Weg. Einheimische und Mulikarawanen, meist unterwegs nach Jumla, kommen uns entgegen. Namaste, ein ehrliches, freundliches Lächeln. Wir sind hier gern gesehene Touristen und auf diesen einsamen Pfaden wahrscheinlich eine willkommene Abwechslung.

Es geht bereits auf Mittag zu, als wir den Talgrund erreichen und einen brausenden Wildbach über eine leicht schwankende Hängebrücke überqueren müssen. Govinda und ich knüpfen Gebetsfahnen inmitten der Brücke und hoffen auf einen weiteren guten Verlauf unserer Tour im Schutze der Götter des Himalaya.

Zu Mittag ist das Küchenteam wieder über das Ziel hinaus geschossen. Ich hoffe, dass Govinda hilft und Karma auf richtige Art und Weise klar macht, dass wir zu Mittag schon mit einem Süppchen zufrieden sind. Andererseits muss man einen nepalischen Küchenchef verstehen, der in allen Punkten traditionell darum bemüht ist, seinen Kunden jederzeit das Beste und Leckerste zu bieten. Auf gar keinen Fall dürfte jemand Hunger oder Durst bei Karma reklamieren.

Weiter geht es am Wildbach entlang, dann noch einmal steil bergauf bis auf etwa 3.000 m. Von diesem Scheitelpunkt schlängelt sich der Weg hinunter nach Chauta (2.800 m). In der kleinen windgeschützten Siedlung mit Dorfschule vertreiben wir uns die Zeit mit Ginger Tea. Das dortige Hotel ist wirklich nur für Einheimische bestimmt. Heute, der 2. Tag des Tihar Festes ist den Hunden gewidmet. Der mit Blumengirlande und Tikar geschmückte Dorfköter lässt sich jedoch nicht fotografieren und verschwindet bei unserem Eintreffen sofort in eines der Häuser.

Die Mulis treffen eine Stunde nach unserer Ankunft ein. Dann sind die Zelte, dank Kancha ruckzuck aufgebaut und das Essen dank Karma schnellstens zubereitet. Seit Jumla genießen wir mit unserem Toilettenzelt, klein, aber fein, einen besonderen Luxus: Den Toilettenstuhl, um in gewohnter, bequemer Position seine alltäglichen Geschäfte zu erledigen. Zwischen den Zelten knüpfen wir wieder, dieses Mal bis zum Bachlauf, unsere Gebetsfahnen auf. Der letzte Knoten befindet sich inmitten einer der unzähligen hier wild wuchernden Marihuana -Stauden.

Vor dem Einschlafen höre ich noch etwas Musik. Was sind das plötzlich für knackende Geräusche? Ist der Kopfhörer kaputt? Ich lausche. Es regnet! Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorüber.
 

9. Tag - 09.11.2007

Heute ist der Tag der heiligen Kuh, der 3 Tag des Tihar. Gemächlich führt der Weg hinauf zum Gurchi La auf 3.460 m. Auf dieser Strecke erleben wir nun endgültig ein landschaftlich anderes Nepal. Nichts von den allgemeinen Vorstellungen „Himalaya“ ist vorhanden. Landschaftlich passen die Alpen Europas besser. Durch Mischwald, entlang eines plätschernden Bachlaufes, steigen wir das Tal hinauf. Wieder bleibt die Zivilisation einschließlich Hotels, die ausschließlich Einheimischen zu empfehlen sind, zurück. Als die ersten Sonnenstrahlen über den Bergkamm blitzen, kommt uns eine Herde bepackter Ziegen entgegen. Das geschmückte Leittier vorne weg. Ziegen werden ebenso als Tragtiere eingesetzt wie ansonsten Mulis. Die Größe der Herden umfasst bis zu 100 Tiere.

Wir verlassen den Wald. Trommelklang schallt uns entgegen. Von singenden und tanzenden Kindern werden wir am Eingang der nächsten Siedlung begrüßt. Das Tihar Fest nähert sich dem Höhepunkt. Morgen Abend wartet man auf die Glücksgöttin Lakshmi, die z.B. in Kathmandu durch Lichter vor der Tür in die Wohnung gelockt werden soll, das Lichterfest! Schließlich stehen wir, wie in den Alpen auf einer weitläufigen Hochalm. Dies ist ein guter Grund zur Einkehr für ein frisch aufgesetztes Glas Milchtee. Der leicht ansteigende Karawanenweg führt zum Ghurchi La. In knapp 3.500 m Höhe empfangen uns 3 kleine steinerne Stupas, zwischen denen auch hier bunte Gebetsfahnen im Sonnenlicht flattern. Am Horizont erheben sich die eisstarrenden Gipfel des Upper Dolpo.

So gemütlich der Aufstieg zum Ghurchi La und die Aussicht von dort war, rächt sich ein steiler, steiniger, staubiger und von Mulis, Schafen und Ziegen arg rutschiger Weg über meist lockeres Gestein. Auch diese Hürde wird gemeistert und nach einigen hundert Metern Abstieg tauchen wir in einen dichten Fichten- und Kiefernwald ein, der relativ eben verläuft. Nach etwa einer halben Stunde erwartet und dort das Küchenteam mit einem abgespeckten Lunch, einer guten Nudelsuppe. Dort ist die erste Wasserstelle, denn jetzt im November, der Trockenzeit im Himalaya, sind viele Quellen, die noch im Frühjahr und Sommer sprudeln versiegt. Ja und da hätten wir unterwegs sogar zwei Ferkelchen kaufen können. Ein Junge treibt die kleinen Tiere doch wahrlich den Pass hinauf, statt diese zu tragen. Wenn die Schweinchen oben ankommen, werden diese den magersten Speck der Welt hergeben.

Nach der etwas verspäteten Mittagspause erreichen wir umso schneller den heutigen Lagerplatz an einem Bach nahe Dhotu (2.380 m). Hier im tiefen Tal und in absoluter Einsamkeit wird es schnell kühl. Nach diesem letztendlich doch recht anstrengenden Tag, verkrieche ich mich in den mollig wärmenden Schlafsack und lasse mich erst zum Abendessen wecken.

10. Tag - 10.11.2007

Nach einer Stunde erreichen wir die erste Siedlung. Heute Abend wird Lakshmi, die Glücksgöttin, wie bei uns der Nikolaus, erwartet. In jedem Dorf, welches wir durchschreiten wird getanzt, musiziert, gefeiert und wir sollen mitmachen. Die Kinder sind meist erst etwas scheu, dann folgt die Neugierde. In Ermangelung einer medizinischen Grundversorgung bittet man uns auch hier, um die allheilende Medizin gegen Infektionen und Verletzungen. Govinda, er ist in 1. Hilfe ausgebildet, hilft so gut es nur geht.

Ein kurzer aber recht steiler Aufstieg führt uns auf ein Hochplateau. Heidelandschaft in 3.000 m, umsäumt von dichtem Kiefernwald. Jetzt im Herbst zeugen nur noch verblühte, braune und trockene Stauden von der gewaltigen Farben- und Blütenpracht, die man hier in den Sommermonaten vorfindet. Das Jumla-Gebiet liegt bereits im Schatten des Monsuns (westlich des Dhaulagiri) und ist wie das Dolpo ein ideales Trekkinggebiet in den Sommermonaten.

Da ist er, erst schillert es nur etwas blau durch den Kiefernwald, dann stehen wir an seinem Ufer. Nepals größter See liegt in 3.000 m Höhe vor unseren Füßen. Wüsste man nicht, dass man sich in Nepal befindet, könnte es auch ein malerischer See in den Alpen sein. Die Landschaft ähnelt etwas dem Eibsee unterhalb Deutschlands höchsten Berg, der Zugspitze. Am westlichen Ablauf des hier türkis bis dunkelgrün schillernden Sees überqueren wir eine lange Holzbrücke und auch dieses Bild ähnelt so sehr mit dem am Eibsee. Ein entscheidender Unterschied ist, wir sind fernab jeglichen Tourismus. Im vergangenen Jahr sollen sich nur 4 Wanderer hierhin verlaufen haben, in diesem Jahr wurden ca. 80 ausländische Besucher gezählt.

Die kleine Siedlung Rara, direkt am Ufer gelegen, bietet den Komfort einer einfachen aber sauberen Lodge, den wir sehr zu schätzen wissen. Ein richtiges Bett und auch mal wieder im Stehen an- und ausziehen. Ein Balkon mit Tischen und Gartenstühlen lädt zum relaxen ein. Karma und sein Team bereiten in der Küche einige große Töpfe mit warmen Wasser und vor dem Haus wird ein provisorisches Badezimmer installiert: Warme Dusche mit Schöpfkelle. Danach gibt es hier endlich das lang vermisste, gut gekühlte Bier, am kleinen Kiosk zu kaufen. Oh wie lechzt die deutsche Bierseele danach! Und die Sonne scheint dazu. Was will man mehr?

Vor dem Haus haben sich die Kinder der nahe liegenden Schule mit ihren Lehrern versammelt. Zum heutigen Lakshmi-Puja führen diese einige Tänze vor und sammeln bei den Einheimischen ein paar Rupien für ihre Schule. Wir füllen die Kollekte noch etwas auf. Zur Feier des Tages gesellen sich noch einige Jugendliche hinzu. Es wird getanzt, gelacht, gefeiert bis zum Sonnenuntergang. Die Besitzer der Lodge laden uns in ihre Räumlichkeiten zum Tee ein, denn wir sind eine willkommene Abwechslung. Es ist bereits finster, als wir zum Abendessen ins Gemeinschaftszelt wechseln, wo Karma und Co wieder ein Menü gezaubert haben. Leise rieselt inzwischen der Schnee. Sind wir morgen in einer Schneelandschaft eingebettet? Der Winter naht, in der Ferne heulen die Wölfe.

11. Tag - 11.11.2007

Morgendämmerung, Nebelschwaden wabbern über dem See. Die umliegenden Berge erwachen im blaugrauen Morgenlicht. Es ist windstill und frostig. Die Finger gefrieren beim Fotografieren der ersten Sonnenstrahlen, die plötzlich über dem Gebirgskamm blenden und von der stillen, glatten Wasseroberfläche reflektiert werden. Dieses Schauspiel dauert gerade 30 Sekunden und schon schwebt dort ein blendend gleißender Sonnenball.

Ruhetag am Rara See. Ein Spaziergang entland des Sees führt durch ein kleines Militärcamp und schon verschluckt uns der Wald, die Einsamkeit und die Stille der Natur. Dunkelblau schillert der See umrahmt vom bis zu 6.500 m hohen Kanjizowa Himal im Dolpo-/Jumla-Gebiet. Im Norden erheben sich die vereisten 6.000er entlang der Grenze zu Tibet. Ein sonniges Plätzchen im weichen Gras lädt zur morgendlichen Meditation. Beine falten, Augen zu, nur noch der Natur und dem eigenen Atem lauschen, den feinen Hauch des Windes im Gesicht spüren. Entspannen, abschalten!

Die Farbe des Rara Sees hat sich in der Mittagsonne in ein tiefes blau verwandelt. Motive, Motive, ein Genuss für Fotografen. Gemächlich brechen wir auf. Heute, am Familientag des Tihar, begleiten Gregor und ich Govinda, unweit unseres Weges, zu einem kleinen, unscheinbaren Shiva-Tempel, der direkt am Seeufer liegt. Dank an Shiva, dank den Göttern für diese bisher so erlebnisreiche Tour, verbunden mit den besten Wünschen für die Familien daheim.

Dem vom Rara See abfließenden Bachlauf folgend, erreichen wir alsbald einen kleinen Wiesengrund, wo heute Nacht unsere Zelte stehen werden. Bis zum späten Nachmittag ist uns die Sonne gegönnt. Dann verschwindet sie hinter den hohen Tannen und es wird sofort merklich kälter.

12. Tag - 12.11.2007

Gefühlsmäßig war es die kälteste Nacht unserer Tour. Die Zelte sind eisverkrustet. Wir wollen pünktlich aufbrechen, denn der Pass des 3.802 m hohen Chucke Mara muss überquert werden. Vor 8 Uhr brechen wir auf. Der Talgrund liegt noch im eisigen Schatten. Heute geht es nicht ohne Handschuhe. Während der ersten 600 m recht steilen Aufstiegs erreicht der Körper schnell Betriebstemperatur, doch die Finger benötigen etwas mehr Zeit. Nun verläuft der Weg durch Mischwald etwas flacher bis wir einen Sattel erreichen. Der Api Saipal (7.032 m), höchster Gipfel dieser Region, grüßt uns mittlerweile Schwitzenden. Auch das letzte Steilstück wird bewältigt. Für die großen mitgebrachten Gebetsfahnen, finde ich hier, an der höchsten Stelle unserer Tour, zwei passend eingeschlagene Holzstangen, als hätte diese auf mich gewartet. Nun flattern die bunten Fähnchen in luftiger Höhe

Weit drunten, inmitten dichten Bergwaldes erstreckt sich der Rara See. Sorry, dieses Bild erinnert mich prompt wieder an den Blick von der Zugspitze hinunter zum Eibsee. Weit reicht die Sicht bis hinüber zum tibetischen Hochplateau. Wir passieren zwei kleine buddhistische Chörten, die rechts und links des Weges stehen. Govinda und ich überspannen den Weg mit dem letzten Band kleiner Gebetsfahnen. Dann geht es durch ein enges Tal rund 600 Höhenmeter hinab.

Das Lager ist bereits am Nachmittag fertig aufgebaut. Hier sind wir immer noch in über 3.000 m Höhe und nach Sonnenuntergang wird es wieder schnell kalt. Das Lagerfeuer knistert in welchem wir Kartoffeln rösten. Während von vorn das lodernde Feuer genügend Hitze abstrahlt, wärmen wir den Rücken mit einer Wärmeflasche, eingeklemmt zwischen der Rücklehne des Campingstuhles und des Oberkörpers. Mit einer neuen warmen Füllung der Wärmeflasche verkriecht man sich in den Schlafsack. Lässt den Tag Revue passieren, hört etwas Musik und schon kommen die Träume.
 

13. Tag - 13.11.2007

Ist die letzte kalte Nacht in über 3.000 m Höhe nun vorbei? Unser Wecker, der rauschende Kerosinkocher beendet die Träume pünktlich um 6 Uhr. Raus aus dem molligen Schlafsack und hinüber zum Toilettenzelt, wo der der europäischen Norm angepasste Toilettenstuhl das „Geschäft“ erleichtert. Weiter zum Küchenzelt. Mein Becher nepalischer Milchtee steht schon bereit. Dann Umziehen im Zelt. Raus aus den Schlafbrocken, hinein in Trekkinghose, Pullover, Anorak. Pudelmütze aufsetzen und alle nicht mehr nötigen Utensilien in die Trekking-Tasche verstauen. Ach ja, zwischendurch die morgendliche Wäsche, d.h. zumindest Hände waschen, Nase anfeuchten und die Zähne putzen.

Erst einem Hochtal folgend geht es in steilen Serpentinen hinab, bis wir wieder auf Bauernsiedlungen treffen. Im tiefen Tal rauscht ein Fluss, den wir oberhalb am Hang folgen. Das Mittagscamp ist am Flussufer eingerichtet, wo Karma die wohl besten Bratkartoffeln der Welt zubereitet hat. Neben uns hat sich eine Dorfgemeinschaft zu einer Feier versammelt. Die Opferung eines Ziegenbocks steht unmittelbar bevor. Wir flüchten von diesem blutigen Ort, wandern noch etwas aufwärts und erreichen nach 2 Stunden einen geeigneten Platz für die Nacht. Am Rara See hatte ich mir noch 2 Flaschen Bier gekauft. Heute gönne ich mir die Zweite. Bis Jumla ist es ja nicht mehr weit.

Wolken ziehen plötzlich vor die Sonne und bescheren uns einen einstündigen, heftigen Regenguss. Dann ist der Spuk vorbei. Lagerfeuerromantik unter klarem Sternenhimmel. Die Milchstraße grüßt von oben und aus den Wäldern die Wölfe. Wie gestern, schmecken die im Feuer gerösteten Kartoffeln.
 

14. Tag - 14.11.2007

Die letzte Etappe. Noch einmal müssen wir hinauf, 800 Höhenmeter. Der Weg zieht und schlängelt  sich an einem Bachlauf durch tiefen Wald entlang. Nicht über sieben, sondern über 100 Brücken musst du gehen. Ständig wechseln wir die Ufer und dann sind wir schon wieder auf Höhe 3.000. Viele Einheimische sind auf dieser Strecke unterwegs, denn dies ist die Hauptroute nach Jumla.

Zur Mittagsrast kredenzt die Küche gold-gelbe Pommes. Für mich die Extraportion, die mir dann doch beim weiteren Aufstieg etwas schwer im Magen liegt. Auf den letzten Höhenmetern hinauf auf knapp 3.700 m komme ich mit einem Nepali aus Kathmandu ins Gespräch, der zurück nach Kathmandu möchte und zum Tihar Fest hier seine Eltern und Geschwister besucht hat. Etwa 200 Höhenmeter unterhalb des Passes ist bereits unser Lager eingerichtet. Govinda hat auf einer nahen Anhöhe erstmals wieder Kontakt mittels seinem „Mountain-Handy“ zur Zivilisation. Noch einmal Zeltromantik am Lagerfeuer, mit heißem Gingertee und die Wärmeflasche im Rücken. Morgen geht es hinab nach Jumla.
 

15. Tag - 15.11. 2007

1.200 m Abstieg. Zum Lunch schließt sich der Kreis an der Stelle, wo wir am ersten Trekkingtag unsere Mittagsrast einlegten. Der weitere staubige Weg zieht sich durch Jumla, bis wir wieder am Zeltplatz gegenüber dem Flughafen ankommen. Dann der Blick zurück zum Danphe Lagna. Dort hinauf sind wir vor 8 Tagen aufgestiegen?

Govinda versucht noch heute einen Flug zurück nach Nepalgunj zu ergattern. Doch ohne jegliche Chance. Alle Maschinen sind überbucht. So werden wir hier, wie geplant, die Nacht noch einmal im Zelt verbringen. Vor dem Abendessen gehen Govinda und ich nach Jumla hinein. Wir besuchen dort den kleinen Tempel und anschließend den Barbier, dessen scharfer Klinge unsere 12-tägigen Gesichtsstoppeln zum Opfer fallen.

Ein erfolgreicher Abschuss einer Trekkingtour ist ein Grund zum Feiern. Nach dem Abendessen gibt es erst eine leckere hausgemachte Torte. Dann wird am Lagerfeuer noch einmal musiziert, gesungen und getanzt. Wir sagen Dank für all die Leistungen unseres Teams und übereichen jedem sein redlich verdientes Trinkgeld.

16. Tag - 16.11.2007

Warten, warten und unendlich viel Geduld ist gefordert. Die Bordkarten haben wir alle in Händen. Das Gepäck, einschließlich des Küchen- und Camping-Equipment ist aufgegeben. Dass wir pünktlich um 11 Uhr abheben werden, daran glaubt keiner. Hauptsache, wir erreichen heute noch Jumla und von dort den Bardia Nationalpark. Ein Paar aus der Schweiz hat erst hier versucht, Flugtickets nach Nepalgunj zu bekommen; steht irgendwie auf einer Warteliste und hofft, heute, morgen oder ... . Wir hängen schon im spartanischen Warteraum rum, die Toilette ist nicht zumutbar. Zwei Maschinen, Seti und Shangri La, werden gleichzeitig angekündigt. Wir dürfen nun in den Abflugraum, einem kleinen Käfig, den wir uns mit etwa 40 weiteren Passagieren teilen müssen. Aus welchen nicht nachvollziehbaren sicherheitstechnischen Gründen, darf die Tür zum Flugfeld nicht geöffnet werden. Ausharren, Augen zu und durch. Du kannst Nepal nicht ändern, schon gar nicht abseits der Touristenstädte. Du kannst dich nur anpassen. Nach einer Stunde geht es ganz schnell: Einsteigen, anschnallen, abheben.

In Nepalgunj verabschieden wir uns von Karma und seinen Brüdern, die heute Abend mit dem Nachtbus zurück nach Kathmandu fahren werden. Dort werden wir uns in 3 Tagen im Büro wiedersehen.

Eine Stunde später sind wir bereits nach Champur am Rande des Bardia Nationalparks unterwegs. Heute Morgen lag die Temperatur noch im Minusbereich, jetzt zur Mittagzeit sind es fast 40 °C. 500 km westlich von Kathmandu und nur noch 200 m hoch gelegen, erreichen wir am Nachmittag unser Quartier, das „Forest Hideaway“. Dort beziehen wir die im landestypischen Stiel erbauten Bungalows, die im Garten der kleinen Anlage unter dichten Baumbestand verstreut liegen. Dazwischen laden kleine, offene, schilfgedeckte und somit schattenspendende Pavillions zum Verweilen und einem kühlen Bier ein. Doch erst unter die Dusche und dann hinein in luftige Klamotten. Das Thermometer zeigt immer noch 30 °C.
 

17. Tag - 17.11.2007

Wald, Wald, Wald und es grünt so grün. Wir sind auf Jeep-Safari. Nach 4 Stunden auf holprigem Weg haben wir nur Blattwerk, ein paar Tümpel und Termitenhügel gesehen. Na ja ein paar bunte Vögel waren in den Baumwipfeln auszumachen und einmal auch eine Herde Affen. Ansonsten scheint die Tierwelt vor uns geflüchtet zu sein. In den Sandbänken des Karnali Rivers beweisen zumindest Fährten von wilden Elefanten und Tigern, dass es diese hier tatsächlich gibt.

Die mittägliche Hitze überlebe ich im Garten des Hotels. Erst am späten Nachmittag brechen wir zur Elefanten-Zuchtstation auf. Fast eine Stunde dauert die Fahrt auf unwegsamer Piste, mehr durchs Gelände. Jedenfalls erleben wir noch vor Sonnenuntergang die Fütterung der mütterlichen Dickhäuter und ihrer Kleinkinder, die bereits, wenn auch manchmal etwas tollpatschig, eine gehörige Masse bewegen. Das Füttern der Kleinen übernehmen wir gerne.

Dann versinkt langsam die Sonne. Ein paar romantische Schnappschüsse und zurück geht es zum „Forest Hideaway“. Übrigens, vor genau 2 Monaten, am 17.09. war ich mit Govinda von Gelsenkirchen nach Delhi aufgebrochen.
 

18. Tag - 18.11.2007

Gestern 4 Stunden mit dem Jeep, heute die gleiche Zeit latschen, nennt sich „Jungle Walk“. Und wieder nichts von den wilden Tieren gesehen. Ein paar Rehe oder Hirsche, die gibt es auch bei uns zu genüge. Wir haben halt einfach Pech. Govinda erinnert mich an unseren ersten Besuch in Chitwan im Frühjahr 2000. Dort hatten wir auch nichts zu Gesicht bekommen. Dagegen im Herbst 2005, wollten sich alle Tiere zeigen. Tiger und Bär waren zum Glück doch nicht dabei und wilde Elefanten gibt es in Chitwan nicht. Heute sind es einige Blutegel, die sich an den Hosenbeinen festklammern. Gut dass ich den Rat befolgt habe, keine meiner ¾-Jeans anzuziehen. Trotzdem hat einer den Weg in meinen Schuh gefunden. Mein Blut ist nun von allen Sünden gereinigt, wie Govinda sagt.

Da keiner meiner Mitreisenden Lust verspürt, das naheliegende Dorf zu besuchen, starte ich allein mit unserem Guide (seinen Namen habe ich leider nicht notiert) zu einem ausgiebigen Spaziergang durch die Siedlung der hier, entlang der Grenze zu Indien lebenden Tharus. Das Dorf zählt rund 450 Einwohner. Ich werde in sein Elternhaus geführt und betrete sein eigenes, wo er mit seiner Frau und 2 Söhnen im Alter von 11 und 13 Jahren lebt. Angepasst an das extreme Klima, der Hitze und dem starken Regen während des Monsuns, verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit ist die Lagerung von Lebensmitteln als auch der Bekleidung angepasst. Beides wird vornehmlich in riesigen Behältnissen aus Lehm gelagert.

Auf dem Rücken zweier Elefantendamen schaukeln wir am Nachmittag durch den Wald, Steppe und hinunter zum Fluss. Die beiden Kinder folgen gehorsam ihren Müttern.

Govinda ist heute mit dem Eigentümer Mohan Ji dieser Anlage nach Nepalgunj gefahren, um unsere Tickets für den Rückflug nach Kathmandu abzuholen. Da unterwegs der Wagen streikt, kommen sie mit dem lokalen Bus zurück und treffen irgendwann in der Nacht ein.
 

19. Tag - 19.11.2007

Niemand hat Interesse am „Bird Watching“. So treten wir die Fahrt nach Nepalgunj im Ersatzfahrzeug auf Umwegen abseits der Hauptstraße an. Rechts und links des Fahrweges und bei einigen Stops zwischendurch erhalten wir weitere Einblicke in das hiesige Leben.

In Nepalgunj vertrödeln wir irgendwie die Zeit. Schließlich sind wir am Flughafen und lassen die übliche Prozedur mit Check-in und Sicherheitskontrollen über uns ergehen. Überraschender Weise haben wir recht schnell die Bordkarten in Händen. Der heutige Flug zurück nach Kathmandu ist somit schon mal so gut wie sicher. Am Nebenschalter gibt es laute Proteste. Nepal Airlines hat einen Flug gestrichen. Verständlich, das die Leute aufbrausen. Andererseits, Wunder gibt es immer wieder: Unser Flug mit Yeti Air hat Verfrühung. Im modernen Jet, wieder entlang des Himalaya, landen wir eine Stunde eher als vorgesehen in Kathmandu.

Am Flughafen werden wir von Prasanta abgeholt. Leider geht der gewonnene Zeitvorteil total verloren. Vom Flughafen bis zum Hotel in Thamel benötigen wir mehr als 1 ½ Stunden. Die Ringstraße um die Innenstadt von Kathmandu ist vollkommen dicht. Zeitweise bewegt sich gar nichts. Zum ersten Mal beziehe ich Quartier im Hotel Samsara.